Der Wustrower Friedhof

Lage Friedhof Luftbild Google 01

Bildquelle: Google Maps

Ort: 18347 Ostseebad Wustrow, Osterstraße

Link zur Google Navigation (Haupteingang): 54°20'58.9"N 12°24'11.8"E

GooglePlusCode: 8CX3+V8 Wustrow

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Wenn Du etwas über die Geschichte von Wustrow und das Fischland erfahren möchtest, solltest Du mal einen Besuch beim Wustrower Friedhof einplanen. Am besten, Du wanderst zu Fuß dorthin. Es gibt zwar auch zwei Parkmöglichkeiten. Diese sollten jedoch nach Möglichkeit für die Fischländer freigehalten werden. Also am besten am Wustrower Hafen parken und die Osterstraße ca. 800 Meter entlanggehen, oder noch besser (aber viel länger, jedoch viel schöner) am Bodden entlanggehen. Das sind dann so 4,15 km bis dahin. 

Wanderung zum Friedhof

Zur Geschichte des Wustrower Friedhofs:

Ursprünglich befand sich der Wustrower Friedhof auf dem Kirchberg rund um die Kirche. Ich kann mich noch gut als ich klein war, an die alten Grabsteine rund um die Kirche erinnern. Zu diesem Zeitpunkt wurde jedoch der Kirchberg schon lange nicht mehr zur Beerdigung verwendet. 

Die Einwohnerzahl von Wustrow stieg vor langer Zeit rasant an und damit natürlich auch die Beerdigungen. Somit reichte der Platz an der Kirche nicht mehr und ein neuer Friedhof wurde im Jahre 1832 geweiht. 1859/62 wurde der Friedhof vergrößert und mit einer Steinmauer eingefasst. Diese ist noch heute in Teilen vorhanden. 1861 besuchte der Großherzog Wustrow und die bis dahin geplante Leichenhalle, wurde durch die großzügige Spende des Großherzogs von 400 Talern in eine Kapelle umgewandelt. Diese steht noch heute an diesem Orte. 

Friedhof Wustrow Kapelle

1921 wurde vor der Kapelle ein Denkmal für die um 1. Weltkrieg gefallen errichtet. Später erhielt sie noch eine Gedenktafel für die Gefallenen des 2. Weltkrieges und der Opfer deutscher Diktaturen.   

Weltkriegsdenkmal

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde es aus traurigen Gründen (Opfer der Kriegs- und Nachkriegszeit) erforderlich, den Friedhof zu erweitern. Dies ist das Stück zwischen Kapelle und dem Haupteingang. Man erkennt es auch daran, dass hier die Friedhofsmauer fehlt.  

Nach der Wiedervereinigung wurden leider viele Figuren vom Friedhof entwendet oder, um dem vorzubeugen, entfernt.  So gab es früher zum Beispiel auf den Kindergräbern viele kleine weiße Engel, von denen keiner mehr übrig ist. Auch von den ganz großen Engeln steht keiner mehr. 

Die Beerdigungsrituale haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert und viele Menschen lassen sich zum Beispiel auf See bestatten. Beerdigungen mit Sarg finden kaum noch statt. Dafür haben Urnenbeerdigungen stark zugenommen. Um dem gerecht zu werden, gibt es gleich hinter der Kapelle einen sehr gepflegten Abschnitt mit Urnengräbern. 

Zudem lassen sich viele Menschen zunehmend auch anonym oder nur mit Schildchen beerdigen. Deswegen wurde im hinteren linken Teil ein anonymes Gräberfeld eingerichtet. War es früher vollständig anonym, hat man später eine Stele hinzugefügt, auf der die Namen von Beigesetzten stehen (wo es gewünscht wird). 

Leider nagt auch der Zahn der Zeit an den Grabstätten und bei vielen gibt es keine Angehörigen mehr, diese zu pflegen. Regelmäßig wird von Amts wegen die Standfestigkeit der Grabmäler überprüft. Ist diese nicht mehr gegeben, werden diese Grabsteine gekennzeichnet und die Besitzer haben dann die Möglichkeit, diese zeitnah zu befestigen. Damit soll Unglücken durch umfallende Grabsteine vorgebeugt werden. Wenn die Frist abgelaufen ist, werden diese Grabsteine aus Sicherheitsgründen umgelegt. 

Da die Gemeinde nicht alle Grabstätten restaurieren kann, werden die Grabsteine an der Friedhofsmauer (vorn ganz links) und auf dem Grabsteinhügel (ganz hinten links) gelagert. Dort kann man sie sich ansehen. 

Was erwartet Dich auf dem Wustrower Friedhof?

Lageplan 01

Der Friedhof hat drei Eingänge. Ganz vorn der Haupteingang, wo es auch ein großes Tor gibt. Hinten beim Friedhofswäldchen gibt es einen Parkplatz und eine kleine Tür, welche in den alten Teil des Friedhofs führt. Außerdem gibt es nördlich in Richtung Mühle auch noch einen kleinen Parkplatz nebst Tür.  

Folgendes findest Du unter anderem auf dem Fischländer Friedhof:

  • Gräber der Fischländer Seefahrer und Kapitäne:

    • Dies ist das prägendste Element des Friedhofs. Die Grabstellen zeugen von der langen und reichen Schifffahrtstradition des Ortes.

    • Oftmals sind es alte Grabkreuze aus dem 19. Jahrhundert, die von Generationen von Seefahrer- und Fischerfamilien stammen.

    • Viele der Fischländer Kapitäne fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

  • Gräber von Fischländer Handwerkern und Bauern
  • Gräber bekannter Künstler, Schriftsteller und Persönlichkeiten:

    • Der Friedhof ist auch Ruhestätte für Menschen, die das Fischland als ihre Wahlheimat wählten, darunter viele Künstler und Schriftsteller.  


Wie solltest Du Dich auf dem Friedhof verhalten? Ein Ort der Stille und des Respekts.

Ein Friedhof ist mehr als nur eine Ruhestätte; er ist ein öffentlicher Ort der Trauer, der Besinnung und der Erinnerung. Damit die Würde der Verstorbenen und die Privatsphäre der Trauernden gewahrt bleibt, ist ein respektvolles und rücksichtsvolles Verhalten unerlässlich.

1. Wahre Ruhe und Stille

Der wichtigste Grundsatz ist, die Totenruhe und die Stille zu respektieren.

  • Sei leise: Vermeide laute Gespräche, Gelächter, lautes Musikhören oder das Abspielen von Videos. Schalte Dein Mobiltelefon auf lautlos.

  • Achte auf Begleiter: Stelle sicher, dass Kinder nicht rennen, laut spielen oder auf Gräber klettern. Führe Hunde an der kurzen Leine und lass sie nicht von den Wegen abweichen.

2. Zeige Respekt vor Gräbern und Trauernden

  • Bleib auf den Wegen: Betritt keine fremden Grabstätten. Das ist ein absolutes Tabu. Nutze immer die dafür vorgesehenen Wege.

  • Nimm Rücksicht bei Feiern: Sollte in Deiner Nähe eine Beisetzung oder Trauerfeier stattfinden, halte Abstand, verlangsame Dein Tempo und vermeide es, durch die Trauergesellschaft zu gehen. Warte in angemessener Entfernung, bis die Zeremonie beendet ist.

  • Kleide Dich angemessen: Wähle dezente Kleidung, das ist ein Zeichen Deines Respekts vor dem Ort.

3. Gehe sorgsam mit der Umgebung um

  • Hände weg von fremdem Eigentum: Fasse keinen fremden Grabschmuck, Blumen oder Pflanzen an. Lass alles so, wie Du es vorfindest.

  • Müll gehört in den Behälter: Entsorge Abfälle (verwelkte Blumen, Kerzenreste, Verpackungen) ausschließlich in den dafür vorgesehenen Behältern. Hilf mit, den Friedhof sauber zu halten.

  • Rauchen und Essen: Vermeide es, zu essen oder zu trinken. Wenn Du rauchst, tue dies nur diskret auf den Wegen und niemals in unmittelbarer Nähe von Gräbern oder anderen Besuchern.

3. Umgang mit zur Verfügung gestellten Utensilien

  • Es gibt Gartengeräte und Gießkannen zur freien Benutzung. Stelle sie danach wieder an den zentralen Ort.

  • Wenn Du Gießwasser an den Zapfstellen holst, drehe den Wasserhahn bei Nichtgebrauch wieder zu!

  • Für Pflanzenreste gibt es Komposter und für Abfall Mülltonnen.

Hier noch ein Auszug aus der Friedhofssatzung:

§ 6 Verhalten auf dem Friedhof

(1) Jeder hat sich auf dem Friedhof der Würde des Ortes und der Achtung der Persönlichkeitsrechte der Angehörigen und Besuchern entsprechend zu verhalten.

(2) Kinder unter 12 Jahren dürfen den Friedhof nur in Begleitung und unter Verantwortung Erwachsener betreten.

(3) Auf dem Friedhof ist insbesondere nicht gestattet:

a) die Wege mit Fahrzeugen aller Art und Sportgeräten, ausgenommen Kinderwagen und Rollstühle, zu befahren,

b) der Verkauf von Waren aller Art, insbesondere Kränze und Blumen, sowie das Anbieten von Dienstleistungen,

c) an Sonn- und Feiertagen und in der Nähe einer Bestattung Arbeiten auszuführen, außer Grabpflegearbeiten

d) die Erstellung und Verwertung von Film,- Ton-, Video – und Fotoaufnahmen, außer zu privaten Zwecken,

e) Druckschriften zu verteilen,

f) Abraum und Abfälle außerhalb der dafür bestimmten Stellen abzulagern,

g) den Friedhof und seine Einrichtungen und Anlagen zu verunreinigen oder zu beschädigen, Einfriedungen und Hecken zu übersteigen und Rasenflächen (soweit sie nicht als Wege dienen), Grabstätten und Grabeinfassungen zu betreten,

h) zu lärmen und zu spielen, zu essen und zu trinken sowie zu lagern,

i) Hunde ohne Leine zu führen.

(4) Die Gemeinde kann Ausnahmen zulassen, soweit sie mit dem Zweck des Friedhofs und der Ordnung auf ihm vereinbar sind

Hier findest Du die komplette Friedhofssatzung.

Lage der Gräber von bekannten Persönlichkeiten, welche auf dem Friedhof Wustrow begraben sind: 

Auf dem Fischländer Friedhof haben viele bekannte Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden. An der Kapelle steht eine große Tafel mit einem Lageplan des Friedhofs und auch mit Hinweisen zu den Gräbern einiger bekannter Persönlichkeiten. Leider ist die wirkliche Lage oftmals schwer zu finden. Deshalb werde ich versuchen, durch genaue Positionsangaben die Suche etwas zu vereinfachen. Wichtig ist, dass auf der Tafel nicht die Grabreihen nummeriert sind, sondern die Wege. Diese beginnen rechts vom Haupteingang mit der Nummer 1. Damit man dies besser sehen kann, liegen an vielen Wegen Steine mit der entsprechenden Nummer. 

 Lageplan Friedhof 02

Hier das Foto des Lageplans in voller Auflösung.

Ulla Freitag (* 23.03.1935; † 19.07.2025):

Schriftstellerin

Grab Ulla Freitag

Lage des Grabs von Ulla Freitag: Reihe 31 das erste Grab von der Mauer aus

Ich nenne Ulla Freitag hier mal als Erstes. Sie war vielen als engagierte Musikpädagogin bekannt, vor allem aber als Chronistin unserer Fischländer Heimat. Eine ihrer wichtigsten Schriften war das Buch "Der Fischländer Friedhof", in dem sie sich intensiv mit den Grabstätten und deren Geschichte beschäftigt. Sie fand ihre letzte Ruhestätte ebenfalls auf dem Fischländer Friedhof, über den sie selbst so viel geschrieben hat.
 
Mit weiteren Veröffentlichungen wie „Von Hufen, Höfen und Hausbäumen auf dem Fischland“, „Von Kapitänshäusern und ihren Bewohnern auf dem Fischland“, „Ottomar Enking Dichter und Sammler Fischländer Steinfunde“ und anderen hat sie die Geschichte des Fischlands und die Geschichten seiner Menschen für kommende Generationen bewahrt.
Ihr Wirken war geprägt von Liebe zur Kultur, Verbundenheit mit der Region und dem Wunsch, Erinnerungen lebendig zu halten. Damit hat sie Wustrow und dem Fischland ein bleibendes Geschenk hinterlassen.
 

Käthe Miethe (* 11. März 1893; † 12. März 1961):

War eine Schriftstellerin und hat zahlreiche Bücher über das Fischland geschrieben. 

Grab Kaethe Miethe 01 Grab Kaethe Miethe 02

Lage des Grabs von Käthe Miete: Reihe 7 mittig

Käthe Miethe (1893–1961) war eine deutsche Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. Sie ist bekannt als die literarische Chronistin des Fischlands an der Ostsee, wo sie in Althagen (Ahrenshoop) lebte.

Ihr Hauptwerk ist „Das Fischland“ (1949). In ihren Romanen und Erzählungen wie „Bark Magdalene“ schilderte sie meisterhaft das Leben, die Charaktere und die maritime Tradition der dortigen Fischer- und Seefahrergemeinschaften. Sie gilt als wichtige Vertreterin der norddeutschen Heimatliteratur.

wird fortgesetzt.... 

Quellenverzeichnis:

 

 

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